Das Rathaus

Freitag, 20. Januar 2023 16:33

Guter Rat kommt aus dem Rathaus, –
Manchmal, und ist oft teuer.
Warum? Vielleicht,
Weil’s auch so teuer war,
Das Rathaus?

Im Rathaus wird sehr viel gedacht,
Doch wird nicht alles überdacht.
Vor allem erst das Rathaus.

Gute Ideen entstehen,
Doch sterben wohl öfter
Im Rathaus.

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Endstation: Ende einer Station

Sonntag, 15. Januar 2023 16:16

Einst hielten hier Züge. – Vor wenigen Jahren,
Da sind sie mit uns noch zur Arbeit gefahren.
Im Häuschen am Bahnsteig, da wärmten sich Leute
(Damals wars noch ein Häuschen, doch Trümmer sind’s heute).
Der Bahnsteig vereinsamt, weil niemand drauf tritt,
Die Züge, die nehmen ja keinen mehr mit.
Einer braust jetzt vorüber: – das Rundherum – schweigt,
Weil keiner hier mehr einem Zug entsteigt.
Hier stirbt sichs auf Raten: erst die Post, dann die Bahn.
Als nächste sind wir selber dran.
Und Zug um Zug stirbt zügig der Ort.
Vergangenheit bleibt – die Zukunft zieht fort.
Hinter tristen Fassaden ein trauriges Leer.
Der Mensch baut viel auf und zertrümmert doch mehr.

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Vogelscheuchen am Bromberg

Sonntag, 15. Januar 2023 16:15

Spätsommers wandernd am Wagram
Seh’ hoch ich über den Reben
Sonderbar-schräge Gestalten,
Beängstigend fast tanzend
Im kräftig-warmen Wind.
Sie schaukeln gefährlich über den Trauben,
Oh Schreck – sie werden sie sicher rauben!
Halt, halt!
Nur keine Gewalt!
Da sind keine Räuber auf der Flur!
Die Gestalten bewahren
Den Wein vor den Staren
Und schützen ihn doch nur!

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Arbeit ist des Menschen Los

Sonntag, 15. Januar 2023 16:14

Arbeit ist des Menschen Los,
Doch erst danach geht’s richtig los:
Schnell in die Dusche, und dann raus
Aus meinem ausgedorrten Haus.
Dann mach ich eine kleine Tour
Auf unsrer weiten Wagramflur.
Doch allzu weit geh ich nicht fort,
Die Schätze lagern ja im Ort.
Ich seh mir drum die Karte an,
Was man dort Gutes haben kann.
Ich weiß zwar eh schon, wo was ist –
Nur dass man halt nicht was vergisst.
Beim Norbert Riedl weiß ich meist
Nicht, ob es jetzt nicht »Riedling« heißt.
Sein Roter glaub ich heißt »Schlawiner« –
Oder vielleicht nicht doch »Traminer«?
In den Filou vom Herbert Schabl
Tunk ich den noch sehr trocknen Schnabel.
Dann kost’ ich schnell noch den Rebell,
Das ist halt so mein Naturell.
Matthias Mayer liegt bergauf,
Rasch rauf, solang ich’s noch derschnauf.
Sein Stoamasl, seine Reserven
Beruhigen meine schwachen Nerven.
Ich lenk’ den Schritt zum Schachinger,
Dort trink ich auch kein Fachinger.
Nach Manuel und Exklusiv,
Schau ich dann schon ein bisschen schief.
Im Herbst lockt Alfred Bayers Halle,
Weil ich schon nach dem Durchgehn lalle.
Ein Glaserl Löss, ein DAC,
Schon tut die Schulter nicht mehr weh.
Ein Himmelreich von Claudia Bauer,
Ein Frischling noch vom Leo Bauer,
Vom Stöger dann ein G’mischter Satz
Ein Bayer Franzl hat auch noch Platz,
Ein Schluckerl Steinberg noch vom Fritz,
Dann hab ich langsam einen Spitz.
Kanonen liegen auf der Lauer
Beim Heurigen vom Stefan Bauer.
Der Hutzler und der Steinagrund,
Die donnern richtig in den Mund
Und geben mir den letzten Rest,
Dann geh ich heim und schlafe fest.
Arbeit ist des Menschen Los,
Doch diese Arbeit ist grandios.

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Silo-Etten

Samstag, 14. Januar 2023 18:53

Am Himmel kratzen die Silo-Etten
Im stahlblauen Dämmerlicht,
Sie muten an wie ein Mini-Manhattan,
Doch Gott sei Dank sind sie es nicht.

Denn dort gespenstert in höchsten Bauten
Der gierige Wall Street-Geist.
Der zählte nie zu meinen Vertrauten,
Weil er mich nicht tränkt und nicht speist.

Hier aber lagert Gold: das Getreide
Als höchstes Naturgeschenk,
Der Wohltäter unserer Eingeweide,
Das tägliche Brot zum Getränk.

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