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Wagramgold

Montag, 22. Juli 2013 19:04

Grünes Gold vom Wagram, gewinn‘ es!
Grünes Gold, aus den Fässern rinn‘ es!

Wütet der Winter noch, fahr‘ in die Rieden,
Daß ihnen reiche Lese beschieden.
Wissender Winzer, schneide die Reben,
Daß sie der Sonne entgegenstreben!

Grünes Gold vom Wagram, gewinn‘ es!
Grünes Gold, aus den Fässern rinn‘ es!

Frühling, sei gütig und küss‘ die Gescheine,
Auf wühl‘ die Hügel, beflügle die Weine!
Umwehe die Stöcke mit fruchtbarem Wind,
Auf daß wir im Winter nicht weinlos sind!

Grünes Gold vom Wagram, gewinn‘ es!
Grünes Gold, aus den Fässern rinn‘ es!

Kräftiger, Sonne, durchglühe die Trauben,
Ehe sich Bäume und Büsche entlauben!
Sehr groß war der Sommer. Herbst, tu es ihm gleich
Und mach uns mit Milde an Weinen reich!

Grünes Gold vom Wagram, gewinn‘ es!
Grünes Gold, aus den Fässern rinn‘ es!

Üppige Süße benetze die Pressen!
Lüsterner Saft soll die Bottiche nässen!
Grünklar laufe das Glück aus der Kelter
In die bereitgestellten Behälter.

Grünes Gold vom Wagram, gewinn‘ es!
Grünes Gold, aus den Fässern rinn‘ es!
Grünes Gold genieß und geh in dich,
Und auf den Allerhalter besinn dich!

Thema: Kulinarik, Literatur, Lyrik, Weinwelt | Kommentare deaktiviert für Wagramgold | Autor:

Königsbrunn am Wagram: Wohnanlage statt Pfarrgarten?

Samstag, 29. Juni 2013 16:59

Es geht ein Gerücht (und ich hoffe, es ist ein solches, aber ich fürchte, die Wahrscheinlichkeit, daß dem so ist, ist eher gering) um in Königsbrunn am Wagram: Die Kirche verkauft den Pfarrgarten (den Pfarrgrund unterhalb der Kirche) an Bauträger, die dort eine Wohnanlage mit 24 Wohnungen hinstellen soll. Sogenanntes „Betreutes Wohnen“ soll daraus werden. Großartig. Nichts gegen Betreutes Wohnen, aber ist das der richtige Standort?

Die Kirche sorgt selbst dafür, daß der Blick auf die Kirche (den hinter dem Pfarrgarten gelegenen Kirchturm) verstellt wird. Das Materielle trübt den Blick für das Spirituelle. Ein bezeichnendes Bild. Ganz zu schweigen vom Ortsbild, das hier verschandelt werden wird. Das erste, was man sehen wird, wenn man in die Kreuzung beim Schachinger, der sein Haus jetzt so schön hergerichtet hat, einfährt: Eine Wohnhausanlage. Wie romantisch! Ich finde, ein kleines Kohlekraftwerk wäre passender. Wir nehmen euch den Pfarrer weg, dafür kriegt’s ihr einen Wohnblock vor die Kirche gebaut.

Der Anreiz, nach Königsbrunn zu kommen, könnte schwinden. Und der Anreiz, es wieder zu verlassen, ganz plötzlich ganz groß werden.

Man kann nur hoffen, daß – falls hier wirklich was dran ist – die Bevölkerung und insbesondere die Anrainer hier noch ein Wörtchen mitreden können – und auch mitreden werden. Ich werde jedenfalls die Klappe ganz weit aufreißen, dessen kann sich jeder sicher sein. Und ob ich dann jemals wieder in der Kirche singen werde, weiß ich auch nicht. Ich werd‘ dann vielleicht nicht mehr hinfinden, weil mich ein Betonklotz an der Orientierung hindert.

Nachtrag: Für den Versuch, den Pfarrgarten Königsbrunn am Wagram zu retten, habe ich nun eine eigene Website www.rettet-den-pfarrgarten-koenigsbrunn.at eingerichtet. Hier Links zu den einzelnen Artikeln:
http://www.rettet-den-pfarrgarten-koenigsbrunn.at/?p=1
http://www.rettet-den-pfarrgarten-koenigsbrunn.at/?p=174
http://www.rettet-den-pfarrgarten-koenigsbrunn.at/?p=85
http://www.rettet-den-pfarrgarten-koenigsbrunn.at/?p=66
http://www.rettet-den-pfarrgarten-koenigsbrunn.at/?p=54
http://www.rettet-den-pfarrgarten-koenigsbrunn.at/?p=56
http://www.rettet-den-pfarrgarten-koenigsbrunn.at/?p=27

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Zum Muttertag

Sonntag, 12. Mai 2013 18:07

Die Mutter sinnt im Stillen:

Ich liege schon seit Stunden wach
Und tu, als ob ich schliefe:
Der Tag war von Beginn an flach,
Ging niemals in die Tiefe.

Der Toast ist sicher angebrannt,
Es riecht schon stark nach Kohle.
Jetzt kommen sie gleich angerannt
Und singen mir zum Wohle.

Sie singen „Liebste Mutter mein“
Und andre seichte Sachen.
Wär‘ mein Gehör nicht gar so fein,
Es wäre fast zum Lachen.

Gleich bringen sie den Kuchen rein,
Der liegt mir dann im Magen.
Es kann auch eine Pizza sein –
Genau kann man’s nicht sagen.

Ob sie jetzt endlich fertig sind,
Die Küche zu versauen?
Putzen – das weiß ja jedes Kind -,
Das ist das Los der Frauen.

Der Muttertag ist wunderbar
Beschissen und entbehrlich.
Ach, ehrt mich doch das ganze Jahr,
Und stiller, dafür ehrlich.

 

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Die Königsbrunner Kellergasse

Montag, 15. April 2013 4:00

Fährt man auf der Niederösterreichischen Landesstraße 14, die in ihrem Verlauf ständig ihren Namen wechselt und bald Wagramstraße, bald Wiener Straße, Kremser Straße oder Alte Weinstraße heißt und schon facettenreich schillert wie der Wagramer Wein, durch Königsbrunn am Wagram, kommt man etwa in der Ortsmitte an eine Kreuzung, an der man Richtung Süden auf die S5 weiterfahren kann.

Man kann aber – und das empfiehlt sich – nach Norden, in Richtung Ruppersthal (das als Geburtsort des Komponisten und Klavierfabrikanten Ignaz Franz Pleyel und Sitz des Pleyel-Museums für kulturgeschichtlich Interessierte auch als Alibi herhalten kann) abzweigen, und dann ist man in der Königsbrunner Kellergasse, oder besser gesagt in deren Hauptteil, der sich „Am Bromberg“ nennt.

Mählich steigt sie als Hohlweg den Wagram hinan, vorbei an großen Preßhäusern und einem kleinen Fischteich, der von Nußbäumen beschattet und der im Jahre 1999 renovierten Lourdes-Kapelle beschützt wird. Hier ist gut Verweilen für Katholiken und Kinder, Asketen und Antialkoholiker. Diese Kapelle ist eine Station des Jakobsweges, Pilger können hier mit Wasser aus einem Wasserkeller ihren Durst stillen, und gleich hinter der Kapelle hat die Gemeinde ihren jüngsten Bewohnern einen Spielplatz beschert.

Für Antiabstinenzler hat die Kellergasse aber natürlich am meisten zu bieten. Von den etwa 60 vielgestaltigen Kellern, Preßhäusern und Vorkappeln sind die meisten noch gut erhalten oder mehr oder weniger geschmackvoll renoviert. Aber selbst die wenigen verfallenen Keller fügen sich harmonisch in das Ensemble ein, als nicht zu aufdringliches, aber stetiges Memento mori auf einem vielleicht weinseligen Rundgang.

Am letzten Wochenende in den Sommerferien ist allerdings Vorsicht angebracht, denn da gehen mehr Leute in der Kellergasse, als Leute in die Kellergasse gehen. An diesen Tagen findet seit 1997 das mittlerweile legendäre Königsbrunner Kellergassenfest statt, an dem fast jeder Keller etwas zu bieten hat. Im daran anschließenden Weinherbst, der bis zur Weintaufe Mitte November dauert, hat dann jede Woche zumindest ein Winzer ausgesteckt.

Ein weiterer Fixpunkt im Jahreslauf der Kellergasse ist der „Advent im G’wölb“ am letzten Adventsonntag, ein vorweihnachtliches Konzert des Königsbrunner Kammerchores, das seit vielen Jahren im Keller der Familie Mann stattfindet, der sich mit dem mehr oder weniger sympathischen Motto „Arbeit ist des Menschen Los“ präsentiert.

Die Kellergasse endet, wie so vieles, am Friedhof. Ein weiteres Memento mori, oder auch eine Aufforderung zur Umkehr – vielleicht ist ja auch eine abermalige Einkehr damit verbunden.

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Fährt nicht mehr

Samstag, 13. April 2013 18:01

(in memoriam Alois Strasser)

Der mit dem Fahrrad fuhr
Die Straße hin und her,
Der fährt nicht mehr.

Die schwarze Fahne weht.
Im Florianihaus
War er zu Haus.

Er sprach viel dummes Zeug
Und trank viel Alkohol,
War einsam wohl.

War einsam ganz bestimmt!
Am Grabe stand nur – wer?
Die Feuerwehr!

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