Beitrags-Archiv für die Kategory 'Gesellschaft'

Die Verzungsstimme

Freitag, 1. März 2013 17:37

„Nutzen Sie daher Ihr Recht, zu wählen. Und nutzen Sie die Möglichkeit, unseren Landeshauptmann direkt zu wählen.“ Das sagt uns die landtagswahlwerbende Broschüre „aktuell“ der ÖVP Königsbrunn am Wagram.

Natürlich regt sich die SPÖ Königsbrunn darüber auf und meint in ihrem „Punktgenau“: „Der Landeshauptmann ist bei der Landtagswahl NICHT direkt zu wählen.“

Der angefochtene Satz ist zumindest zweideutig, und ganz unrecht hat die ÖVP-Broschüre nicht. Denn am 3.3.2013, ist – ob es einem paßt oder nicht – der blau-gelbe „Schau’n Sie“ – noch – unser Landeshauptmann. Und diese persona magis vel minus grata kann man direkt wählen, indem man ihr eine Vorzugsstimme gibt. Semantisch läßt sich der Satz insofern also durchaus mit der Niederösterreichischen Landesverfassung in Deckung bringen. Pragmatisch ist es wohl richtig: die ÖVP spielt mit der verfassungsrechtlichen Ignoranz der Bevölkerung und insinuiert, die Landtagswahl sei eine Wahl des Landeshauptmannes und NICHT des Landtags.

Was aber neu ist – und mit der Landesverfassung NICHT kongruent -, ist die „Verzungsstimme“.

Was ist das für ein neues Verfassungsrechtsinstitut, die „Verzungsstimme“? Eine Stimme, die man abgibt, um sich gleich darauf auf die Zunge zu beißen, weil man sie falsch abgegeben hat? Könnte gut sein. Oder eine Stimme, die nicht zählt, weil man sich eigentlich „verzungt“, also versprochen, hat? Auch in Ordnung, wenn das nur für die auf die ÖVP-Kandidaten entfallenden „Verzungsstimmen“ gilt. Ansonsten, würde ich sagen, braucht es schon einen Stopper für diese schleichende Verfassungsänderung durch die ÖVP.

Vielleicht ist es aber nur ein Schreibfehler. „Vorzugsstimme“ ist immerhin ein schwieriges Wort, da darf man schon zwei Fehler machen, zumal als Politiker.

Verzungsstimme

Verzungsstimme

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Gewinnwarnung

Donnerstag, 14. Februar 2013 12:51

Warnung vor dem Sturm: Sturmwarnung
Warnung vor Lawinen: Lawinenwarnung
Warnung vor Verlust: Gewinnwarnung

Welch bezeichnender Euphemismus, den sich die große Hure Wirtschaft hier wieder einfallen hat lassen.

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Jäger erschießt Treiber: Übungsschießen forcieren

Donnerstag, 14. Februar 2013 12:46

Ein Treiber wird bei einer Wildschweinjagd im Bezirk Korneuburg versehentlich (!!) von einem Jäger erschossen. Das einzige, was dem Landesjagdverband dazu einfällt: Übungsschießen forcieren. Warum, fragt man sich da? Weil es kein Blattschuß war? Getroffen hat er ja eh, der gute (oder besser: schlechte, ja miserabel-elendigliche) Jäger.

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2013 – Jahr der Schlange?

Dienstag, 1. Januar 2013 12:42

Das Jahr 2013 ist – so sagt mir Wikipedia – nach dem chinesischen Kalender das Jahr der Schlange. Nach dem, was ich gestern, beim Jahreswechsel von 2012 auf 2013, gesehen habe und heute am Müll, der überall verstreut herumliegt, hätte ich gesagt: es ist das Jahr des Schweines.
Aber das ist lediglich ein spontaner Gedanke und, wenn man es recht bedenkt, natürlich Unsinn, denn 2013 wird wohl nicht viel besser und nicht viel schlechter sein als 2012.
Solche Attribute erübrigen sich ohnehin, solange auf diesem Planeten die Species Homo sapiens – die differentia specifica „sapiens“ ist natürlich ebenso unwahr wie überheblich – das Sagen hat. Solange wird sich nichts Wesentliches ändern. Auch 2013 nicht.
Was bleibt vom Silvester? Ein schaler Nachgeschmack, die lapidare Gewißheit, daß der Mensch ein Schwein ist und die schmerzliche Gewißheit, daß er ein Schwein bleiben wird. Tempora mutantur, sed non mutamur in illis. Nichts wird sich ändern. Nichts Wesentliches.

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Billa und der Hausverstand

Montag, 11. Juni 2012 19:08

Meine Frau wollte, in ihrer Eigenschaft als Volksschullehrerin, am 11.6.2012 um ca 7:45 in der Billa-Filiale am Franz-Josefs-Bahnhof (1090 Wien, Julius-Tandler-Platz) für den Wandertag mit ihrer Schulklasse Lebensmittel einkaufen. So trivial das klingt: sie wäre fast kläglich gescheitert. Der ebenso lapidare wie kaum glaubliche Grund: die in puncto Volksschularithmetik und Hausverstand überforderte Dame, die meine Frau bei der Feinkost bediente (oder besser: NICHT bediente). Infolge der Perplexität meiner Frau ob des Vorfalls vergaß sie, sich den Namen der Feinkostfachkraft zu merken. Der Einfachheit halber wir wollen sie Frau Ratlos nennen.

Der Hergang: eine Schulklasse besteht in der Regel aus mehreren Schülern, meistens so zwischen 10 und 20. In der Klasse meiner Frau sind es 15 Schüler. Für eine Würstel-Grill-Jause rechnete sie pro Schüler mit dem Verzehr von anderthalb Semmeln und kam somit auf 22 ½, gerundet 23. Diese zugegebenermaßen exorbitant hohe Menge an Semmeln bestellte sie, als sie bei der Feinkosttheke an der Reihe war, bei Frau Ratlos mit den ebenso knappen wie treffenden Worten „23 Semmeln bitte!“ Frau Ratlos blickte meine Frau kurz an, wendete sich dann an den nächsten Kunden und fragte ihn nach seinem Wunsch. Während meine Frau noch etwas ungläubig nachsann, bestellte dieser zwei Kornspitze, die er von Frau Ratlos ausgehändigt bekam. Als sich diese nun an den nächsten Kunden in der Reihe wendete, unterbrach sie meine Frau mit den Worten: „Entschuldigen Sie, haben Sie mich nicht verstanden?“

Frau Ratlos: „Wo soll ich 23 Semmeln reintun?“

Meine Frau: „Na in ein Sackerl vielleicht?“

Frau Ratlos: „Ich hab kein Sackerl, wo ich 23 Semmeln reintun kann!“

Meine Frau: „Dann nehmen sie halt zwei!“

Frau Ratlos: „In ein Sackerl passen nur zehn Semmeln.“

Meine Frau: „Na dann nehmen sie halt drei!“

Nach dieser Einführung in Grundschulmathematik verzog Frau Ratlos das Gesicht, offenbar verärgert darüber, daß sie nun doch mit den 23 Semmeln herausrücken mußte. Das Ergebnis war dann, wie man am Kassenzettel sieht, die rechnerisch richtige, allerdings nicht gerade von salomonischer Weisheit getragene Entscheidung für 2 Sackerl zu je 10 und einem Sackerl zu 3 Semmeln. Nachdem meine Frau sich nun also die 23 Semmeln wacker erkämpft hatte und glücklich darüber, daß die Käslandler zu zwölf Stück vorverpackt sind, wendete sie sich mit Grausen und machte sich schleunigst in Richtung Kasse 5 davon.

Das Ganze ist ziemlich peinlich für ein Unternehmen, das mit dem Hausverstand wirbt. Vielleicht sollte man, anstatt nur damit zu werben, diesen bei den Mitarbeitern auch fördern.

Nachtrag (12.6.2012): Nach unsrem diesbezüglichen gestrigen Klagemail an die Hotline von Billa, dessen langjährige Kunden wir sind (wer nicht?), auf die wir nach ca 10 Minuten bereits eine – wenn auch wohl standardisierte – Antwort erhalten haben, hat uns nun auch ein Herr, dessen Namen ich leider nicht verstanden habe, aber offenbar vom Kundenservice oder der Qualitätssicherung, angerufen, sich entschuldigt und versprochen, die Dame entsprechend zu instruieren. Wir haben ihm auch ausdrücklich gesagt, daß es uns um Instruktion, nicht um Exekution geht – meine Frau ist schließlich Lehrerin und keine Henkerin). Entschuldigung akzeptiert. Causa finita.

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