Beitrags-Archiv für die Kategory 'Prosa'

Montag, 16.03.2020 – Tag 1 d. C. (der Coronamaßnahmen)

Montag, 16. März 2020 10:41

Die Heurigen sind geschlossen. Wir werden aber nicht verhungern und nicht verdursten, auch wenn manche Leute so tun und mit bis obenhin gefüllten Einkaufswägen Schlange stehen, obwohl sie ohnehin Fett für ungefähr sieben Monate Fasten unter der Bauchhaut horten. Aber vielleicht gerade deshalb: unter einer Tageszufuhr von 12.000 kcal sind sie möglicherweise nicht so richtig fit.

Wie gesagt: wir werden nicht verhungern und nicht verdursten. Aber die Heurigen sind geschlossen. Irgendwie fühle ich mich an eine jiddische Erzählung über den Weltuntergang erinnert: Da wacht einer auf, die Welt ist untergegangen, und es schießt ihm ein: „Aber wo bekomme ich jetzt mein Bier her?“ Ich weiß nicht mehr, von wem die Geschichte ist und wie sie heißt, war es Mendele Moicher Sforim oder Fischl Schnerson, aber ich werde diese Details bei Gelegenheit nachreichen. Jetzt muss ich mich drum kümmern, wo ich meinen Wein herkrieg…

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Kunst als konservierte Gegenwart

Dienstag, 2. April 2013 17:35

Daß es Vergangenheit gibt, als Kategorie der Zeit, erhellt der Verlust eines Fingers mehr als das Wissen um die ganze römische Geschichte. Daß Caesar wirklich gelebt hat, ist nicht so sicher wie die Tatsache, daß man nur mehr mit dem Zeigefinger der linken Hand nasenbohren kann.

Die Zukunft wird immer kleiner, so man sie sich als riesige Wurst vorstellt, davon die Zeit Scheibchen für Scheibchen abschneidet. Wahrscheinlicher aber ist, daß die Zukunft unendlich ist, wenn man die Zeit als ens per se betrachtet.

Was aber ist Gegenwart? Ein Schauplatz, auf dem sich die Zukunft manifestiert und zum Vergangenen wird. Ein winziger Schnittpunkt, wo sich die Zukunft mit der Vergangenheit trifft. Die Zukunft wird also zur Vergangenheit. Wie lange dauert aber die Gegenwart? Dauert sie überhaupt? Kunst ist das Ergebnis des Dranges, Gegenwart zu schaf­fen. Kunst soll einen Zustand konservieren und ihn beliebig oft wiederholbar machen. So verschieden auch die Interpretationen sein mögen, so sicher entwickelt sich aus der Wiedergabe, aus jedem Aufnehmen eines Kunstwerks der Geist, die Idee, der Wille des Künstlers. Es kommt nicht auf den Aufnehmenden an. Der Künstler aber hat erreicht, was er wollte: sein zu können, wenn er nicht mehr ist.

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Die Namen der Katzen

Freitag, 1. Februar 2013 3:55

Unsere fünf Katzen heißen:

Tiger
Herkules
Rufus
Schnuppus
Kritzer Pieperitz
Krillo
Krallo
Hornbach
Wawolito
Volpone
Minima
Kitzekatze

Wieso, fragt ihr? Na, wenn, wie schon Thomas Stearns Eliot in seinem „The Naming Of Cats“ sagte, jede Katze drei Namen haben darf, geht es sich doch aus, rein rechnerisch, daß fünf Katzen zwölf Namen haben.

 

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Hohltöner

Samstag, 27. August 2011 5:54

Es gibt Menschen, die klingen hohl, wenn man an sie klopft. Sie klingen auch hohl, wenn man NICHT an sie klopft, denn sie sind nicht nur Hohlklinger, sondern auch Selbstklinger, Idiophone, sie klingen ungefragt.

Man kann sich am besten vor ihnen und dem, was sie sagen, schützen, wenn man die sicheren Kennzeichen kennt.

Sehr oft sind es sind die Sinn-Macher, die NOT-Wender, die Bereits-Schoner und Bloß-Nurer, die Auf-Einen-Zu-Kommer, die Realisierer.

Alle sind sie Nachplapperer, sie denken nichts, sie sagen nichts, sie reden nur. Seid gewarnt vor ihnen, es sind ihrer bereits sehr viele! Und letztens sind die Rettungsschirmlinge dazugestoßen.

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Diva Krallas oder Unsre Wagramwalze

Montag, 5. April 2010 16:47

Unser birnenförmiger Katzenkater Topolino vulgo Krallo vulgo Hornbach vulgo Wagramwalze vulgo WaWa vulgo Wawolito hat sich vor das Katzenkisterl drapiert. Wie eine javanische Warzenschlange ergießt sich der Wagramwalze weiche warme Wattewampe über den Teppich. Wie eine verfettete Diva sieht er aus. Schläfrig zwinzelt er mich an. Weiterlesen

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