Beitrags-Archiv für die Kategory 'Prosa'

Wie soll die Katze heißen?

Sonntag, 15. Februar 2009 19:24

Nachdem wir vor drei Monaten unser jüngstes Familienmitglied, eine rote Tigerkatze, auf dem Dachboden aufgelesen hatten, tauften wir es „Topolino“, weil es grad so groß wie eine kleine Maus war – na ja, etwas größer vielleicht.

Dann, als der kleine Ganove begann, seine Krallen gegen meine Haut einzusetzen, nannte ich ihn, frei nach dem dreckigen Gangster Kater Carlo, Kater Krallo. Das ergab überdies ein sich perfekt reimendes Grußwort: „Hallo, Krallo!“.

Jetzt, da sich das Mistvieh den ganzen Tag mit annähernd Lichtgeschwindigkeit durch das Haus bewegt, hier einen Wollfaden jagt, dort überprüfen muß, was sich unter dem Teppich befindet, da es also für ihn immer was zu tun gibt, überlegen wir uns einen neuen Namen: ich denke, wir werden ihn Hornbach nennen.

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Navigation per Handy

Mittwoch, 16. Juli 2008 21:36

Im Zug. Stille. Dann steigt eine Frau mittleren Alters ein, eine typische ältere Tochter, gefährlich, weil sie bereits unüberhörbar mit ihrem Taschentelefon telefoniert. Mein Ruh‘ ist hin.

„Wo bist Du denn jetzt?“

……

„..Das Haus mit der grünen Fassade? Der Stierschneider? Das ist ja nicht grün, das ist türkis. Geh jetzt am Haus vorbei und rechts in das kleine Gässchen, Rosinenweg, dann kommt ein kleines Brückerl ….“

……

„Wo bist Du denn jetzt? …“

……

„Das Haus mit der grünen Fassade? Der Stierschneider? Die Fassade ist türkis, nicht grün. Geh jetzt am Haus vorbei und dann rechts in die Rosinengasse, oder Rosinenweg, so irgendwie heißt der…Du hast Deine Brille nicht dabei…und auch keine Leiter?“

…..

„Da steht ‚Stierschneider‘ drauf…Nein, der heißt nur so, das ist kein Fleischhacker, das ist ein vegetarisches Restaurant….Was steht da drauf?…“

…..

„Also das Haus mit der grünen Fassade…nein, mit der türkisen Fassade, Du gehst vorbei…“

……

„…nein, keine türkische Fassade, eine TÜR-KI-SSSSE Fassade …. ja, Stierschneider, ….“

Ich richte mich etwas auf. Ich bebe. Ich weiß, alle werden mich anstarren, aber ich kann nicht anders:

„Vielleicht ist sie in der falschen STADT!“

Die Telefoniererin grinst mich kurz an, findet offenbar witzig, wodurch ich einen permanenten akustischen Affront zu beendigen glaubte. Sie grinst und telefoniert weiter.

Es ist nicht die falsche Stadt. Es ist der falsche Himmelskörper. Schießt sie auf den Mond, beide!

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Im Wartezimmer

Mittwoch, 18. Juni 2008 20:22

Ich dachte immer, im Wartezimmer eines Arztes sei Ruhe angebracht, aus Rücksicht auf die mehr oder weniger großen Leiden der Anwesenden. Das ist und war mir so selbstverständlich wie die Stille in einer Kirche, und ich habe das auch nie anders gekannt – bis ich heute in die Praxis der Vertretung meiner Hausärztin kam. Der Lärmpegel kam durchaus jenem eines Heurigen bei Hochbetrieb gleich, wenn er ihn nicht gar übertraf, und war vorwiegend verursacht durch mehr oder weniger sinnloses, aber meist gut verständliches Geschwätz, was die Sache noch unerträglicher machte.

„Da Schdeina is heid gschtuam!“

„Wooos? Naaa!“

„Des gibts jo ned, den hob i do gesdan nu xeng!“

Letzteres ist wohl die dämlichste Replik auf eine Todesnachricht, die mir je untergekommen ist (und sie hört nicht auf, mir unterzukommen), denn sie setzt offenbar voraus, daß jeder seinen Tod so mindestens zwei, drei Wochen vorher ankündigen muß – Todesanzeige im vorhinein: „Achtung, Achtung! Steiner Peppi gibt sich die Ehre bekanntzugeben, daß er in drei Wochen, das ist der 27. des Monats, aus diesem Leben abtreten wird. Es wird dies ein plötzlicher Tod nach kurzer, schwerer Krankheit werden. Begräbnis wird sein den 31., 14.00 Uhr, Leichenschmaus beim Koarl-Wirt. Ich freue mich auf Euer Kommen, meine Erben auf mein Gehen!“. Eine derartige Anzeige unterlassen, sich am Vortag seines Todes noch auf der Straße zeigen und dann aus heiterem Himmel einfach krepieren, das gilt nicht!

„Geh hearauf! Wos’d ned soxt!“

„Dawäu hoda nix graucht und nix drunga! Minn Rahl isa nu oiwei untawex gwesn!“

Tatsächlich? Auch Nichtraucher und Abstinenzler haben ein Ablaufdatum und sind keine Jünger des ewigen Lebens? Wie überraschend!

„Wia oid woara denn?“

„Zwaradochzg!“

„A so a junga Bua nu!“

Gott sei Dank wurde ich von der Ärztin aufgerufen, und der weitere Verlauf des Gesprächs blieb mir erspart.

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Ein fahrender Hühnerstall

Dienstag, 13. Mai 2008 21:35

Wir haben folgende Hühner:

  • Susi [Sussex, pflegeleicht]
  • Gina [Italiener, gereizt und immer auf dem Sprung wie eine Schwarze Mamba]
  • Brunnhilde [Blausperber, ähnelt einem Kampfpanzer]
  • Immanuela [Königsberger, philosophisch wie ihr Königsberger Namensgeber Immanuel Kant]
  • Hansi [Araucana mit stets angeschissenem Arsch]
  • 5x Henriette [die braunen Legemaschinengewehre]
  • Hermann [ständig schwatzender Hahn mit Marathonkrähphasen]

Alle zusammen quatschen den ganzen Tag nicht soviel Blödsinn, wie man während einer Zugfahrt von Wien nach Absdorf von den lieben Mitfahrern erdulden muß.

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Der Laubmaus erstes Weihnachtsfest

Sonntag, 23. Dezember 2007 19:36

Raschel, raschel, raschel! Das Laub auf einer kleinen, noch sonnigen Lichtung im kleinen Braunfroschhausener Wald bewegte sich plötzlich. Ein kleines feuchtes Näschen und lila Schnurrhaare kamen zum Vorschein, dann die rostbraunen Augen, dann die zarten, fast durchsichtigen rosa Ohren, dann das gelb-orange gesprenkelte Fell, dann der Schwanz. Jetzt war die ganze Laubmaus sichtbar, die die nach Erde und Laub riechende Luft durch ihre nicht zur Ruhe kommende Nase einsog. Sie war aus ihrem langen Schlaf, der fast das ganze Jahr über dauerte, erwacht. Im September weckten sie die letzten warmen Herbstsonnenstrahlen und der Geruch des feuchten Laubes – dann mußte sie ihre gemütliche Wohnhöhle verlassen und ihre Vorratskammern mit Laub auffüllen und ihr Schlummerbettchen mit Laub auspolstern. Sie werkelte und knabberte und naschte dann solange im Wald herum, bis der erste Schnee fiel – das war zumeist im Dezember, aber immer vor Weihnachten -, um dann wieder in ihre Höhle zurückzukehren, sich einzurollen wie ein Rollmops und bis zum nächsten September zu schlummern. Weiterlesen

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