Horaz Carm. lib. I/XXVII (Bearbeitung)
Es ist nur der Wilden Sitte,
Wein zu trinken und zu raufen.
Trinket mäßig, denn im Rausche
Wird der Römer zum Barbaren.
Lasset eure Dolche stecken,
Denn sie schaffen keine Stimmung!
Dämpfet eure Kehlen, Freunde,
Und entspannt euch auf dem Diwan!
Reicht auch mir herben Falerner!
Und nun sage mir, mein Freundchen,
Welche Sorgen dich bedrücken,
Welche Qualen dich zerreißen!
Was, du willst nicht? Warte, Bürschchen!
Bald beginnt der Wien zu wirken,
Und dann wirst du froh und willig
Deinen Seelenzustand schildern.
O du Armer und Zerrißner!
Haben dich gleich zwei betöret!
Weißt ja nicht, wohin dich wenden,
Welche du wohl lieber magst.
Welche Hexen, welche Götter
Könnten deinen Kummer lindern?
Trink, mein Freund, ein guter Tropfen
Ist oft mächtig wie ein Gott.